Als wir Nismo im Herbst 2017 kauften, stellte sich umgehend die Frage nach einem Winterlager und einem Liegeplatz. Uns war klar, dass wir ein Winterlager in einer Halle wollten und einen Liegeplatz, der nach Möglichkeit am gleichen Ort vom gleichen Betreiber angeboten wird. Aber wo?

Unsere Kriterien waren die folgenden:

  1. Erreichbarkeit. Gerade wenn man das Boot auch spontan nutzen will, muss man es mit dem Auto am Freitag nach Dienst erreichen können, und umgekehrt muss man am Sonntag nach dem Festmachen und Aufräumen noch zeitig zurückkehren können. Ein Plus ist es, wenn man die Marina auch mit öffentlichen Verkehrsmitteln gut erreichen kann. (Allerdings sollte man den zweiten Punkt nicht überbewerten: In der Regel hat man so viel Zeug -- Ersatzteile, Reinigungsmittel, Bettwäsche und Handtücher zum Wechseln, Verpflegung -- dabei, dass eine Anfahrt mit den "Öffis" ohnedies nicht praktikabel ist.)
  2. Heimatrevier. Innerhalb einer Distanz von drei Segelstunden (also realistisch 10 sm) sollten genügend andere Ziele/Marinas verfügbar sein, um Abwechslung bei Tagestouren und verkürzten Wochenendtrips zu ermöglichen. Es hilft, wenn dieses Revier auch geschützt ist -- und damit meine ich: wenn es nicht genug Fetch gibt, dass sich bei frischen oder starken Winden eine Welle von mehr als 1 m aufbauen könnte.
  3. Absprungpunkt. Für verlängerte Wochenenden und Kurzurlaube sollten sich genügend attraktive Ziele in einem solchen Abstand vom Liegeplatz befinden, dass man sie an einem Segeltag noch ohne Mühe erreichen kann. Für kleine Einrümpfer liegt dieser Abstand bei 30 sm. Häufig steht außerdem der Wind an einem verlängerten Wochenende aus einer Hauptrichtung durch. Es ist daher wichtig, dass es ausreichend Ziele in 30 sm Entfernung gibt, die man bei den häufigen Windrichtungen hin und zurück ohne Kreuzen erreichen kann.

Wir erwogen seinerzeit mehrere Alternativen. Nimmt man anderthalb Stunden Autofahrt bei normalem Verkehr als Grenze, so kamen die Elbhäfen, Kiel, Fehmarn, Travemünde und Umgebung sowie der Wismarer Raum in Frage. Beschränkungen durch die Tide wollten wir nicht, und bei Nismo kann man den Mast nicht legen. Also nix Elbe.

Die Wismar-Bucht dagegen ist ein Mini-Revier, das bei allem außer nördlichen Winden sehr geschützt ist und durch die Untiefe Lieps auch bei nördlichen Winden Fall einen geringen Schutz bietet. Wismar mit seinen Häfen ist attraktiv, und die Insel Poel bietet auch zwei Ziele (Timmendorf und Kirchdorf) mit feinen Freizeitmöglichkeiten. Wir fahren nach Boltenhagen 110 km über die Landstraße. Also schön mit dem Cabrio in etwas unter zwei Stunden oder bei etwas mehr Strecke über die Autobahnen in anderthalb Stunden.

Sagt Windfinder Wind aus der Generalrichtung E oder W voraus, so lassen sich Grömitz oder die Häfen um Fehmarn in einer Distanz von weniger als 30 sm durchs Wasser erreichen. Bläst es aus N oder S, so gilt desgleichen für die Häfen der Lübecker Bucht und Kühlungsborn. Vereinfacht gesagt.

Die Marina Weiße Wiek bietet einen sehr ordentlichen Service, und die zugehörige Werft arbeitet ihre Aufträge zuverlässig ab. Die Einrichtungen vor Ort sind sehr gut, wenngleich ich das Hotelrestaurant nicht empfehlen kann (hier kann man allenfalls auf der Terrasse einen Cocktail nehmen und einen Burger essen, das Restaurant erfordert Vorbestellungen und liefert für Nicht-Hotelgäste auch keine ordentliche Leistung). Im "Kamerun" -- sofern man denn einen Platz ergattert -- gibt es akzeptablen gutbürgerlichen Fisch.

Also sind wir vorerst in der Marine Weiße Wiek gelandet.