Häfen in der Wismarbucht

(Die ist Work in Progress, wir werden die Seite fortlaufend ergänzen.)


Wir segeln wieder ! Da man ab dem 25.05. auch als Nicht-Landeskind Mecklenburg-Vorpommerns wieder seine Ferienwohnung, sein Campinggefährt oder eben das Boot besuchen durfte, sind wir gleich am ersten Tag angereist und haben Nismo eingeräumt. Dies ermöglichte es, das Pfingstwochenende für eine Shakedown Cruise nach unserem Winterlager und einigen Reparaturen zu nutzen.

Ganz bescheiden blieben wir dafür in der (geschützten) Wismarbucht und legten insgesamt nur 29,7 Seemeilen zurück. Aber es ist eine Gelegenheit, einmal über dieses unser Wochenendrevier – genauer: dessen Häfen – zu berichten. Deren gibt es fünf (oder, genauer gesagt, fünf Gruppen von Häfen, denn Kirchdorf hat drei und Wismar fünf):

  1. Boltenhagen (Marina Weiße Wiek), unseren Heimathafen
  2. Timmendorf / Poel
  3. Hohen Wieschendorf
  4. Kirchdorf (wir beziehen uns auf den Kommunalhafen)
  5. Wismar (wir beziehen uns auf die beiden Wasserwanderrastplätze)

Die maximale Distanz zwischen je zwei dieser Hafengruppen beträgt zehn Seemeilen, ist also auch mit Nismo binnen zweier Stunden zurückzulegen.

WAS IST ZUM REVIER INSGESAMT ZU SAGEN?

Die Wismarbucht ist südlich des Tonnenpaars 22/25 im Wismar-Fahrwasser gut geschützt, kann nördlich davon bei Winden aus N und NE aber auch einigen Wellengang zeigen. Das Revier ist insgesamt ausgezeichnet betonnt und befeuert. Das bedeutet aber nicht, dass Revierunkundige alle oben genannten Häfen auch bei Nacht ansteuern könnten. Für die Häfen in Wismar, den Hafen Timmendorfs und die Marina Weiße Wiek erscheint mir dies als möglich. Die Ansteuerung von Wismar selbst, welches ja einen echten kommerziellen Hafen aufweist, bei Nacht kann sogar ein richtiges Lehrstück abgeben. Hier ist alles an Elementen vorhanden, was der geneigte Aspirant (m/w/d) kennen und nutzen können muss.

Die Versorgungsmöglichkeiten sind exzellent: Bootstankstellen für Diesel und Benzin gibt es in Wismar (einlaufend auf Backbordseite kurz vor dem Holzterminal) und in Boltenhagen (am Ausrüstungskai neben dem Slipweg). Wismar hat alle Einkaufsmöglichkeiten einer Mittelstadt, in Boltenhagen ist der Netto-Markt weniger als 500m vom Hafen entfernt und liegt direkt gegenüber dem Winterlager für Yachten (er öffnet in der Saison auch sonntags). In Kirchdorf muss man zum Supermarkt etwas länger laufen, und in Timmendorf und Hohen Wieschendorf gibt es keine solchen Einkaufsmöglichkeiten. Werftservices erhält man in Wismar und in Boltenhagen.

Mit der alten Hansestadt Wismar, zahlreichen Wandermöglichkeiten und touristischen Einrichtungen bietet sich in der Wismarbucht ein abwechslungsreiches Umfeld für Erlebnisse mit der Familie. Insbesondere die Strecken zum Spazierengehen auf Poel und an der Weißen Wiek möchten wir hervorheben. Hier haben wir gute Erfahrungen mit der App von KOMOOT gemacht, die einem für den jeweiligen Standort empfehlenswerte Touren anbietet und auch navigieren kann (dies ist allerdings kostenpflichtig).

HOHEN WIESCHENDORF

Das gescheiterte Investitionsprojekt Hohen Wieschendorf besteht derzeit aus dem von einem Club betriebenen Golfplatz und dem Yachthafen. Im Frühjahr 2021 soll das Gesamtprojekt eröffnen, welches dann auch noch Ferienwohnungen und ein Hotel integriert. Dazu gibt es in der Gegend noch einen Erdbeerhof, eine Weihnachtsbaumschule und Badestrände. Der kleine Yachthafen, der schon jetzt nur wenige Liegeplätze für Gäste bietet, wird dann überlastet sein, und das gilt wohl auch für den benachbarten sehr angenehmen Badestrand. In diesem Jahr fanden wir bei unseren zwei Besuchen jeweils ohne Umschweife einen "grünen" Platz. Ob das 2021 auch noch so sein wird, bleibt offen.

Die Ansteuerung ist einfach. Aus Umweltschutzgründen sollte sie von der TO 25 des Wismar-Fahrwassers mit etwa 220 Grad auf die grüne Tonne HW1 erfolgen. Danach gibt es noch zwei rote Tonnen, und zum Schluss markiert ein Tonnenpärchen den Bereich tiefer Wasser um die E-Mole des Hafens. Diese ist links von den Gebäuden auf der Kaje unschwer zu erkennen und sollte mittig angelaufen werden. Im letzten Augenblick umfährt man sie nach Backbord (Süden) und gelangt in den Hafen. Man liegt dort an Schwimmstegen auf ausreichender Wassertiefe, die mit grün/roten Markierungen versehen sind. Sobald der Wind eine deutliche Ostkomponente aufweist, liegt man im Hafen unruhig.

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Fest in Hohen Wieschendorf mit Blick nach Osten. Die eigenartige Konstruktion ist der Wellenbrecher.

Anmeldung erfolgt im Hafencafé, dessen freundliche Besetzung uns bei beiden Besuchen überzeugte. Die Toiletten und Duschen (ordentlich und sauber) befinden sich in dem mittleren und kleineren Gebäude auf dem Steg. Strom ist an den Stegen vorhanden, Wasser auch. Eine geregelte Abfallentsorgung für die gastliegenden Yachten gibt es dagegen nicht: Die großen Mülltonnen an der Zufahrtsstraße scheinen dem lokalen Restaurant zu dienen und sind mit Ketten verschlossen. Dann gibt es nahe dem Hafeneingang noch zwei kleine Mülltonnen, in der Größe etwa vergleichbar einer häuslichen Restmülltonne, um die sich tatsächlich jeden Tag jemand zu kümmern scheint. Keine Mülltrennung, but that's what you get.

Was spricht für diesen Hafen? Drei Dinge:

  1. Die Pizzabude neben dem Hafencafé. Keine Haute Cuisine, keine fortgeschrittenen italienischen Gerichte wie Leber oder Fisch, aber immerhin Pizze und Nudeln in akzeptabler Qualität. Schneller Service und freundliche Bedienung. War nach unserer Beobachtung immer proppenvoll, am besten reserviert man oder kommt vor 18 Uhr.
  2. Die verfügbaren Spaziergänge. Sowohl nach Süden als auch nach Norden gibt es attraktive Routen. Noch Norden kann man gleich am seewärtigen Ende des Parkplatzes für die Tagestouristen in einen Rundweg um die Huk eintreten, der zu dem Besten zählt, was man landschaftlich in diesem Revier erwarten kann.
  3. Der gute und wenig belastete Sandstrand neben dem Hafen. Gerade in den so genannten "Corona-Zeiten" ist man für einen Platz dankbar, an dem man sich baden kann, ohne gleich Klumpen von Tagestouristen, Sandburgenbauern, Strandkorbinhabern und Beachvolleyballern zu begegnen. Hier ist einer.


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Der Strand von Hohen Wieschendorf mit der Marina im Hintergund


WISMAR

Wismar hat jede Menge Häfen, die zum Teil Yachtclubs gehören und daher nur wenig freie Plätze bieten (in der Tat wurden wir schon einmal "verscheucht"). Wir nutzen daher die Liegeplätze im Kommunalhafen, von denen es reichlich gibt. Die eine Möglichkeit ist der "Wasserwanderrastplatz" an der Brunkowkaje – das ostwärtige Hafenbecken, zu dem auch ein nicht zu übersehendes Schild weist. Die zweite findet sich im neuen Hafen auf der Steuerbordseite. Auch hier gibt es, unmittelbar hinter dem chinesischen Kreuzfahrtschiff, das in Wismar aufliegt, einen Ponton mit Wasserwanderrast-Liegeplätzen. In den Alten Hafen, der zwischen den beiden Möglichkeiten liegt und gerne von Traditionsschiffen genutzt wird., würde ich mit unserer Miniaturjacht nicht fahren.

Vorzuziehen ist letztlich der Brunkowkai. Hier kann es zwar durch rege Ladetätigkeit der Berufsschifffahrt auch einmal laut werden, aber man ist nahe dran am Hafenmeister, an den Sanitäranlagen (übersichtlich, aber sauber) und am Alten Hafen / der Altstadt. Crewwechsel fallen leicht, weil Bahnhof und ZOB nebenan liegen. Massenhaft Parkraum, noch dazu zu vernünftigen Preisen (2 € für einen Vormittag). Brötchen und Frühstück bekommt man bei der Junge-Filiale am Alten Hafen, und unter den zahlreichen Restaurants können wir das Alte Brauhaus durchaus empfehlen. Keine Haute Cuisine, aber lecker und nicht zu teuer. Eine andere Möglichkeit wäre der Zägenkrog — direkt neben dem alten Wassertor gelegen —, den Klaus sehr schätzt, Nicole aber weniger. In der Fußgängerzone neben dem Kulturerbehaus befindet sich die Touristeninformation. Dort kann man ein kleines Büchlein namens "Wismar an einem Tag" (Photo) erwerben, welches selbst Menschen, die schon oft in Wismar waren und googeln können, durchaus neue Informationen offenbart.

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Brunkowkai - Aussicht Richtung Hafenausfahrt. Das Polizeiboot ist die Houben, eine bekannte Erscheinung in der Wismarbucht



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Morgens am Brunkowkai. Die Altstadt ist in Sichtweite (Blick nach SW)

In der Brunkowkaje liegt man an Schlengeln. Diese sind reichlich kurz, selbst wenn man es an Nismos großartigen 29 Fuß misst. Wasser und Strom an den Stegen. Zur Bezahlung des Hafengeldes gibt es sehr effektive nicht-digitale Lösung mit Umschlägen, und der Toilettencode hängt am Schwarzen Brett :-) Alles recht entspannt hier, obwohl es sich um einen Kommunalhafen handelt, der von einer Behörde betrieben wird. Merke: Das können nicht nur die Dänen :-)


KIRCHDORF

Von den beiden Häfen, welche die Insel Poel zu bieten hat, ist Kirchdorf unbestritten der ruhigere. Gastlieger können es beim Forellenhof (der E-wärtige Hafen), beim Seglerverein (geradeaus) oder am Gästesteg (W-licher Steg) probieren. Wir nahmen traditionell die letztere Möglichkeit, haben aber wiederholt keinen Platz mehr gefunden, auch in Covid-Zeiten und vor 16 Uhr nicht. Plätze sind knapp, weil das Hafenbecken durch die Werft und einige (dazugehörige?) Traditionsschiffe eine ordentliche "Grundlast" aufweist. Mittlerweile halten wir den Seglerverein für die bessere Wahl.

Zunächst zum Kommunalhafen: Außen gibt es an dem Kai nur sehr geringe Wassertiefen, innen sind es mindestens 1,9 m (gemessen 2020). Man liegt hier an Heckdalben, die etwa 11 m vom Kai entfernt sind und jeweils zwei — bei Kreativität auch drei — Booten Platz lassen. Das heißt, man wird nur an einem Heckdalben festmachen können. Strom am Steg. Die Müllentsorgung besteht aus einer sehr kleinen Tonne am Ende des Steges, die aber immerhin regelmäßig geleert wird. Der Hafenmeister befindet sich in einer Hütte direkt hinter der Werft — man marschiert über den Steg, erklimmt die Reste der alten Festungsanlage (mehr dazu später), wandert nach rechts um die Werft herum, et voilà. Die Sanitäreinrichtungen (klein, aber sauber) sind ebenfalls dort. Zur Versorgung empfiehlt sich der Rewe, der fußläufig vom Hafen zu erreichen ist, Räucherfisch kauft man vom Kutter oder vom Forellenhof. Aus unserer Sicht gibt es kein Restaurant, das besonders hervorstäche.

Seit 2021 sind wir aber besonders Fans des Hafens beim Segelclub Insel Poel e.V. Zunächst, weil wir im Kommunalhafen nichts mehr fanden. Dann hat uns aber die Freundlichkeit der Hafenmeister (diensttuende Clubmitglieder) und die Qualität der angebotenen Dienste überzeugt. Das ist ein netter Mini-Hafen. Beim ersten Mal half uns ein Hafenmeister, dessen Boot direkt gegenüber lag. Beim zweiten Mal hatte dieser Kamerad keinen Dienst, war aber vor Ort und zu einem Gespräch bereit. Die Sanitätseinrichtungen sind erste Sahne und werden gut gepflegt. Hier herrscht erstklassiges Karma!

Empfehlung: Passiert man das Tonnenpaar 13/14 in der Ansteuerung, sollte man mit dem Fernglas direkt nach Norden spähen. Rechts von dem Restaurant mit Terrasse sind Stege zu sehen, an denen man Bug voraus nach Norden anlegt. Gibt es dort eine freie Box, steuere man die grüne Tonne 15 an und bereite sich vor, in einer dieser Boxen anzulegen. Wenn dann in einer der Boxen ein grünes Schild zu erspähen ist — das sollte ab der Tonne 15 möglich sein —, dann ist der Fall klar :-) Der Segelclub hat recht niedrige Schwimmstege, was die Sprungfreudigkeit des Bugmannes (m/w/d) beim Anlegen fordern kann. Die Versorgung ist komplett, einschließlich WLAN, und viel einfacher zu handeln als im Kommunalhafen. Der Blick nach Wismar ist großartig. Und die Fischrestaurants liegen gefühlt direkt am Steg.



TIMMENDORF / POEL


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Im Hafen von Timmendorf

Auch ein klassischer Hafen. Der Hafen ist gut zu erkennen, liegt einlaufend auf Bb in der Nähe des Fahrwassers. Von diesem erreicht man ihn, indem man ab der grünen Tonne 17 mit 091 Grad auf die Ansteuerungstonne zuhält. Yachten können aber ostwärts der Untiefe Lieps aus jeder Richtung diese Tonne ansteuern. Anschließend liegt die Mole auf Bb, eine grüne Tonne auf StB. Man läuft so in den Hafen ein, der durchgängig genügende Wassertiefen für unseresgleichen bietet. Die Gastliegeplätze befinden sich einlaufend auf der Bb-Seite, Bug voraus und an einzelnen Heckdalben liegend.

An Land geht es recht turbulent zu, und die Atmosphäre ist im wesentlichen geprägt durch den naheliegenden, sehr großen Campingplatz. Auch die Versorgung richtet sich an diesem Milieu aus. Erträgliche Restaurants sind in Timmendorf Fehlanzeige. Supermärkte, Yacht- und Werftdienste gibt es ebensowenig. Dafür sind die für Yachties reservierten Sanitäranlagen recht ordentlich.